Vorbemerkung
Man hat Adelbert von Chamissos Werk „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ ein romantisches Märchen genannt. Wenn man auf die inhaltlichen Ziele der Romantik zurückblickt und diese Epoche nicht nur als Gefühlsduselei abtut, dann ist diese Bezeichnung einleuchtend.
Der Begriff leitet sich aus dem Englischen „romancelike" ab. Romantisch heißt also erst romanhaft, abenteuerlich, phantastisch, unwirklich. Friedrich Schlegel überträgt (neben anderen) den Ausdruck auf die sich neu entfaltende Lebens-, Kunst- und Weltauffassung.
Die Romantik war vor allem eine dichterisch-philosophische Bewegung, die auf alle Gebiete der Kunst, der Wissenschaft, der Religion und der Politik übergriff und sich scharf vom Nützlichkeitsdenken (Utilitarismus) der britischen Denker Thomas Hobbes und John Locke und vom Rationalismus abgrenzte.
Die Romantiker propagieren die Vereinigung von Geist und Natur, Endliches und Unendliches, Ich und All, Geschichte und Gegenwart. Im 18. Jh. erhalten Gefühle in der Literatur und Ethik immer mehr Gewicht gegenüber der Vernunft. Als Beispiel hierfür steht der Schweizer Erziehungsphilosoph Jean Jaques Rousseau. Es ist bekannt, dass der junge Adelbert von Chamisso vielen Gedanken Rousseaus nahe stand.
Schlem-K

Die Veranstaltung

des Poesievereins „Dichterpflänzchen“ am 01. September 2013, um 18:00 Uhr im Georg-Buch-Haus (Wellritzstraße) in Wiesbaden: „Peter Schlemihl – oder die Suche nach dem Glück“ will Adelbert von Chamissos Kritik am Nützlichkeitsdenken veranschaulichen.

Der persönliche Konflikt Mitglied einer Gesellschaft sein zu wollen, die mit ihren unmenschlichen Regeln dem innersten Chamissos widerspricht, spiegelt sich in dem Verhalten seines erfundenen Freunds Schlemihl.

Durch einen Zufall kommt Peter Schlemihl in die Gesellschaft des reichen Kaufmanns Thomas John. Bei diesem Thomas John lernt Peter Schlemihl auch den unscheinbaren grauen Herrn kennen, der auf Wunsch der Gäste der Reihe nach und nach aus einem kleinen Säckchen ein Heftpflaster, ein Fernrohr, einen türkischen Teppich, ein Lustzelt und schließlich drei gesattelte Reitpferde zieht. Als Schlemihl sich unbemerkt von dem unheimlichen grauen Mann entfernen will, stellt ihm dieser einen merkwürdigen Antrag: Er solle dem grauen Mann seinen Schatten für Fortunatis Glückssäckel verkaufen.

Nach einiger Überlegungszeit stimmt Peter Schlemihl dem Geschäft zu und glaubt, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Ein Goldrausch erfaßt ihn, als das Glückssäckchen nicht aufhört, Goldstücke zu spenden. Schon bald aber wird Schlemihl wegen seiner Schattenlosigkeit von allen Seiten mit Schreck und Misstrauen angesehen.

Sein Diener Bendel hilft ihm dabei, sein Leben so einzurichten – am Tag zu schlafen, in der Nacht auszugehen, auf allen Seiten des Zimmers Lichter anzuzünden, so dass es keinen Schatten gibt – daß zunächst seine Schattenlosigkeit nicht bemerkt wird.

Als Graf Peter gewinnt Peter Schlemihl die Liebe der schönen Förstertochter Minna, doch kurz vor der Hochzeit verrät der ehemalige Diener Schlemihls, der Gauner Rascal, Minna das Geheimnis, weil er sich selbst in Minna verliebt hat. So muss Schlemihl wieder fliehen.

Nach einer Jahresfrist erscheint, wie vereinbart, der graue Mann wieder, um Peter Schlemihl zu helfen. Für die Rückgabe des Schattens verlangt der graue Mann nun aber Schlemihls Seele. Mit Entsetzen erkennt Schlemihl im Grauen nun den Teufel, dem auch Thomas John seine Reichtümer verdankt.

Peter Schlemihl weist das Angebot des Teufels zurück und wirft den Glückssäckel weg. Von dem Rest seiner letzten Habe kauft er sich ein Paar Wanderschuhe, die sich als Siebenmeilenstiefel entpuppen und ihn im Flug um die ganze Welt bringen. Als einsamer Naturforscher, innerlich ruhig und zufrieden, verbringt er den Rest seines Lebens.

Die entscheidenden Momente der phantastischen Erzählung werden in Auszügen vorgestellt. Daneben ergänzen zahlreiche Gedichte Chamissos das Grundthema. Es werden vorgestellt:
„Die Giftmischerin“, „Pech“, „Böser Markt“, „Die Sonne bringt es an den Tag“, „Recht empfindsam“, „ Die Kreuzschau“, und „An meinen alten Freund Peter Schlemihl“.

Die Dichterpflänzchen
stellen die entscheidenden Momente der phantastischen Erzählung werden in Auszügen vor. Daneben ergänzen zahlreiche Gedichte Chamissos das Grundthema. Es werden vorgestellt:
„Die Giftmischerin“, „Pech“, „Böser Markt“, „Die Sonne bringt es an den Tag“, „Recht empfindsam“, „ Die Kreuzschau“, und „An meinen alten Freund Peter Schlemihl“.

Wir wünschen viel Vergnügen bei dieser Veranstaltung, die daran erinnern soll, dass Adelbert von Chamisso, obwohl er das Märchen vor genau 200 Jahren schrieb, ein immer noch aktueller Dichter ist.