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Theodor Storm

Ein poetisches Portrait zum 200. Geburtstag

Samstag, den 13.05.2017 um 19:00 Uhr
Festsaal der Loge Plato
Friedrichstr. 35
65185 Wiesbaden

Entritt: 7,- €, Karten und Informationen: 0611/801514

Theodor Storm feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. Mit dieser Lesung erinnert der Poesieverein „Dichterpflänzchen“ an den deutschen Dichter. Obwohl er seine Berühmtheit eher seinen Novellen verdankt, schätze Storm selbst sein Lyrik höher ein.
Deshalb wollen wir ein Portrait Theodor Storms in seinen Gedichten malen. Es werden seine wichtigsten Lebensstationen mit seinem poetischen Schaffen verbunden, um den Dichter wieder lebendig werden zu lassen. Daneben werden auch einige seiner Briefe, Kommentare zur Lyrik in seiner Zeit und Ausschnitte aus seinen Kindermärchen präsentiert. Theodor Storms poetisches Werk wird ergänzt durch Kommentare seiner Zeitgenossen und Dichterfreunde, darunter Theodor Fontane.

Der Festsaal der Loge Plato ist ideal mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Bei Anfahrt mit dem PKW erleichtern zwei nahe Parkhäuser den Besuch.


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Theodor Storm

Hans Theodor Woldsen Storm wurde am 14. September 1817 in Husum geboren. Von 1826 bis 1835 besuchte er die Gelehrtenschule in Husum, darauf folgten drei Semester am Katharineum in Lübeck. Seine ersten Gedichte verfasste Storm bereits mit 15 Jahren, von denen sogar einige in Wochenzeitungen abgedruckt wurden. („Sängers Abendlied“ ist Juli 1843 im Königlich privilegierten Wochenblatt erschienen, „Der Entfernten“ im November 1836.)

Sängers Abendlied

Meiner Leyer frohe Töne schweigen
Bald von stiller Todesnacht umhüllt;
Dort, wo sich die Zweige trauernd neigen,
Find' ich Ruh'; mein Sehnen ist gestillt.

Wenn des Lebens zarte Fäden reißen,
Streut Zypressen auf des Sängers Grab,
Singt noch einmal mir die alten Weisen,
Senkt mir meine Leyer mit hinab.

Dort entfliehen eitle Erdensorgen,
Unsre Seele strebt dem Höhern nach. -
Sieh', es dämmert schon der junge Morgen,
Doch mein Morgen ist erst jenseit wach.


An die entfernte M...

Eilende Winde
Wieget Euch linde
Säuselt mein Liedchen der Lieblichen vor;
Vögelein singet,
Vögelein bringet
Töne der Lust an ihr lauschendes Ohr!

Öffne dich Rose,
Schwellet ihr Moose,
Reiht Euch ihr Blumen zum duftigen Strauß:
Weilt ihr am Herzen,
Horcht ihren Schmerzen,
Bannet den trübenden Kummer hinaus.

Schimmernde Sterne,
Strahlt aus der Ferne
Himmlischer Höhen ihr Freude u Lust,
Freundliche Sterne
Wärt ihr nicht ferne
Leuchtet ihr tröstend der liebender Brust.


Ab 1837 studierte er Jura an der Universität Kiel, wo er Freundschaft mit Theodor und Tycho Mommsen schloss. Gemeinsam veröffentlichten sie 1843 das „Liederbuch dreier Freunde“, welches ihre selbstverfassten Gedichte enthielt. Nach zwei gescheiterten Verlobungen heiratet er 1846 seine Cousine Constanze Esmarch, mit der er sieben Kinder bekam.

Die Liebe

Die Liebe,
Welch lieblicher Dunst;
Doch in der Ehe,
Da steckt die Kunst.

1843 eröffnete er eine Anwaltskanzlei in Husum, jedoch entzog ihm 1852 der dänische Minister für Schleswig seine Advokatur, da Storm im dänisch-preußischen Konflikt stets eine unversöhnliche Haltung gegenüber Dänemark einnahm.

1. Januar 1851

Sie halten Siegesfest, sie ziehn die Stadt entlang;
Sie meinen, Schleswig-Holstein zu begraben.
Brich nicht, mein Herz! Noch sollst du Freude haben;
Wir haben Kinder noch, wir haben Knaben,
Und auch wir selber leben, Gott sei Dank!

1853 trat er eine unbezahlte Stelle im Kreisgericht von Potsdam an. Von 1853 bis 1856 war er Kreisrichter im thüringischen Heiligenstadt, 1864 wurde er zum Landvogt in Husum berufen.

Aus der Marsch

Der Ochse frißt das feine Gras
Und läßt die groben Halme stehen;
Der Bauer schreitet hinterdrein
Und fängt bedächtig an zu mähen.

Und auf dem Stall zur Winterszeit,
Wie wacker steht der Ochs zu kauen!
Was er als grünes Gras verschmäht,
Das muß er nun als Heu verdauen.

Seine Frau Constanze starb nach der Geburt der Tochter Gertrud im Jahre 1865. Storm heiratete schon ein Jahr später Dorothea Jensen und bekam mit ihr eine weitere Tochter.

Die Stadt

Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn Unterlaß;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächeld doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.

Am 4. Juli 1888 starb Theodor Storm in Hademarschen.

Er zählt zu den bedeutendsten deutschen Vertretern des bürgerlichen bzw. poetischem Realismus. Neben seinen Gedichten sind besonders seinen Novellen, wie „Der Schimmelreiter“, noch heute bekannt und gehören zum Kanon im Deutschunterricht. An seinen Wirkungsstätten in Heiligenstadt und Husum kann man heute Museen besichtigen.