Keats, John – To-
John Keats

To - (1817)

Time's sea has been five years at its slow ebb,
Long hours have to an fro let creep the sand,
Since I was tangled in thy beauty's web,
And snared by the ingloving of your hand.
And yet I never look on midnight sky,
But I behold thine eyes' well-memoried light;
I cannot look upon the rose's dye,
But to thy cheek my soul doth take its flight;
I cannot look on any budding flower,
But my fond ear, in fancy at thy lips,
And harking for a love-sound, doth devour
Its sweets in the wrong sense: - thou dost eclipse
All my delights with sweet remembering,
And grief unto my darling joys dost bring.


Übersetzung: Ralf Schauerhammer

An -

Im Zeitenmeer sind schon fünf Jahr‘ vergangen,
Die Stunden schoben hin und her den Sand,
Seit ich in Deiner Schönheit Netz gefangen,
umgarnt war von den Schlingen deiner Hand.
Und dennoch, wenn ich in die Sterne sehe,
erscheint dein Augenlicht in meinem Sinn,
Und wenn ich vor der Purpurrose stehe,
so fliegt mein Geist zu deiner Wange hin,
Und wenn ich sehe wie die Knospen sprießen,
so neigt mein Ohr sich deinen Lippen zu
Und lauscht verzehrend nach den süßen
Liebeslauten falschen Sinns: - Oh, du
Verdunkelst mit Erinn‘rung meine Brust
Und tauchst in Kummer meine schönste Lust.


Übersetzung 2: Heinz Piontek (1960)

An -

Die Zeit, die ozeanische, verging
Fünf Jahre schleppend und rann hin im Sand,
Seitdem ich mich betört im Garn verfing
Vom abgestreiften Handschuh deiner Hand.

Und doch, äug ich im Nachtwind himmelwärts,
Find ich dein unvergeßnes Aug entloht;
Von jedem Rosenfarbton bebt mein Herz
Und sucht im Flug nach deinem Wangenrot;

Bei jeder aufgebrochnen Knospe springt
Mein Ohr auf, wähnt, dein Mund berührt es fein,
Horcht nach dem Laut der Liebe aus und dringt

Verkehrten Sinnes auf die Süße ein:
Gedenk ich dein, beschlägt ein jedes Glück,
Und du zerbrichst mein Jauchzen Stück um Stück.